Hier & Jetzt
Präsenz heilt

Hier & Jetzt . Präsenz heilt
„Den reinen Wind, den vollen Mond kann man nicht zeichnen.“

Leben findet immer jetzt statt

Die Brille, durch die wir die Welt betrachten, ist durch unsere offenen Gestalten eingefärbt. Sie sorgt dafür, dass wir unsere Realität so wahrnehmen, dass sie unserem Lebens-Drehbuch entspricht. Wir überzeugen uns also permanent selber, dass die Welt tatsächlich so ist, wie wir sie sehen. Wir haben uns in einem Leben eingerichtet, in dem alles schlüssig erscheint und seinen Platz hat – auch unser Unglück, unsere Sehnsüchte und Unzufriedenheiten. Was ist, wenn wir plötzlich entdecken, dass die Welt anders sein könnte, als sie uns erscheint?

Indem wir unseren unabgeschlossenen Situationen auf die Spur kommen, erwecken wir das Potenzial zu einem neuen Leben. Gestalttherapie zeigt, dass wir uns glücklicherweise nicht auf die Reise in die Vergangenheit zu machen brauchen. Wir können zuhause bleiben, und dieses Zuhause ist das Hier und Jetzt, der gegenwärtige Moment. Im Hier und Jetzt finden wir alles, ob es nun vier Wochen oder zwanzig Jahre zurückliegt.

Die Entwicklung von Bewusstheit (awareness) und ein lebendiges Verständnis für die Gegenwärtigkeit (das Augenfällige und an der Oberfläche Liegende) ist der erste wesentliche Schritt in Richtung auf größere Flexibilität und Stabilität. Der Dreh- und Angelpunkt der Gestalttherapie ist die Gegenwart. Präsenz im gegenwärtigen Moment richtet das Bewusstsein an seinem ursprünglichen Wesen aus und ermöglicht, dass die ursprüngliche Ganzheit wieder neu erstrahlen kann.

Veränderung bedeutet in diesem Sinn, Bewusstwerdung dessen, was das Leben in allen Facetten ausmacht. Wünsche und Bedürfnisse werden klar, neue Lebensstrategien zur Verwirklichung des eigenen Potenzials werden umgesetzt, überkommene Lebenskonzepte werden losgelassen oder neu formuliert und die Verantwortung für die offen gebliebenen Situationen der eigenen Lebensgeschichte wird übernommen.

 

Präsenz

Präsenz ist inzwischen kein Fremdwort mehr, es ist in aller Munde derer, die Bewusstsein erforschen und seine Entwicklung fördern wollen. Lehrer wie Eckhart Tolle (The Power of Now) und Jon Kabbat-Zinn (Mindfulness based Stress Reduktion) vermitteln die Philosophie und Praxis der Achtsamkeit im Alltag einen Weg der Heilung und der Zufriedenheit. Tatsächlich ist Präsenz oder wie wir auch sagen können: Gegenwärtigkeit, der ursprüngliche Seinszustand des Menschen. Es ist eine Lebensweise, die Menschen nicht erst erlernen müssen, sondern die ein wirksamer Bestandteil des Lebens selber ist.

Es ist aber nicht zu leugnen, dass die Tendenz oder der Zwang, sich mehr mit den Ereignissen und Versäumnissen der Vergangenheit und den Hoffnungen und Befürchtungen der Zukunft zu beschäftigen, das Grundgefühl eines Lebens im gegenwärtigen Moment überlagert. So bewegen sich viele von uns zwischen wehmutigem Erinnern und Bedauern auf der einen und sehnsüchtigem Hoffen und ängstlichem Befürchten auf der anderen Seite. 

Die Gestaltarbeit richtet die Aufmerksamkeit immer auf das Hier & Jetzt. Im gegenwärtigen Moment findet das Leben statt, auch das Erinnern und Planen, die Gedanken, alles Hoffen und Trauern, die Wut, das Glück, die Liebe. Jetzt zeigt sich das Leben so wie es ist. In der Gestaltarbeit richtet wir das Licht der Aufmerksamkeit darauf. In diesem Licht kann der Mensch sich der Wahrnehmung dessen hingeben, was auftaucht, wenn der Raum dafür geschaffen ist.

In der Einfachheit der Wahrnehmung ohne das verändern zu wollen, was sich zeigt liegt die Magie der Veränderung. Das Paradox der Veränderung besteht darin, dass der heilsame Wandel dann beginnen kann, wenn der Mensch seinen Willen zur Veränderung für einen Moment ruhen lässt und bereit ist, alles so anzuerkennen wie es ist. 

Dieser Prozess geht nicht ohne Schmerz. Wenn das auftauchen darf, was wir lange vermieden oder vergessen haben, weil es sich zu schmerzhaft angefühlt hätte, tritt ins Bewusstsein und darf integriert werden. Das heißt, im gegenwärtigen Moment dürfen die vergangenen Erfahrungen ebenso da sein, wie die Bedürfnisse und die Wünsche an die Zukunft, der Schmerz ebenso wie die aufbrechende Lebensfreude. Und dann hat das Leben freien Weg das Drehbuch des eigenen Lebens neu zu schreiben. 

 


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